2.Teil Die Reichsfestigung und erste Hauptstadt Nara demnächst…
Ab 710 ist Nara Hauptstadt, während der Kaiser seinen Sitz in Kyōto hat. Die Yamato können ihre Vorherrschaft bis in das 9. Jahrhundert behaupten. Der Kaiser zieht sich jedoch aus den Regierungsgeschäften immer mehr zurück, was schließlich zum Aufstieg der Familie Fujiwara führt.
Der Beginn der Fujiwara Familie lässt sich bis in die Asuka-Zeit zurückverfolgen. 645 hatte sich Naka no Ōe der Sohn von Kaiser Jomei mit dem Oberhaupt des Nakatomi-Klans verbündet um die autokratische Herrschaft der Soga in einem Staatsstreich zu brechen. Kamatari erhielt den Posten des Innenministers nai-daijin und konnte so eine Reihe tiefgreifender Regierungsreformen durchführen. 669 verlieh Kaiser Tenji den Standestitel Fujiwara no Ason an Kamatari. Der Name wurde an die Abkömmlinge von Fujiwara no Fuhito 659–720, dem zweiten Sohn und Erben von Kamatari, weitergegeben, der am Hof mehrerer Kaiser und Kaiserinnen von Bedeutung war. Er erreichte den Rang des „Kanzlers zur Rechten.“ Er machte seine Tochter Miyako zur Konkubine von Kaiser Mommu. Ihr Sohn, Prinz Obito, wurde später Kaiser Shōmu. Fuhito, der bereits unter Temmu-Tennō diente, gelang es, eine andere Tochter, Kōmyō, zur Kaiserin von Shōmu zu machen. Sie war die erste Kaiserin, die nicht der kaiserlichen Familie entstammte. Ihm wurde für besondere Verdienste von Mommu 707/4/15 eine Pfründe von 5.000 Häusern verliehen. Fuhito hatte vier Söhne, von denen jeder eine Familie gründete, die sich dann zu den „Häusern“ der Fujiwara fortentwickelten: Fusasaki das Südliche, Umakai das Ritenhaus, Maro das Hauptstadthaus und Muchimaro das nördliche Haus Hokke, das die Macht an sich riss und als führend im ganzen Klan angesehen wurde. Sämtliche Nachfahren der dritten Generation, u. a. Muchimaro 680–737 und Fusasaki 682–737, fielen der Pockenepidemie des Jahres 737 zum Opfer. Fujiwara no Nakamaro war Kanzler und Vertrauter des Junnin-Tennō und wurde wie auch sein Bruder Hirotsugu bei dessen Sturz 765 hingerichtet. Fujiwara no Nagate 717–71, Sohn Fusasakis, Urenkel Kamataris. Bei Shōtokus Tod half er zur Ernennung Kōnins, der ihm den Grad ersten Ranges verlieh. Er brachte es zum „Kanzler der Rechten“, diente den Kaisern Shōmu, Kōken, Junnin, Shōtoku und Kōnin. Der Titel des Großkanzlers wurde ihm posthum von Kaiser Kōnin verliehen. Fujiwara no Toyonari † 765, ältester Sohn des Muchimaro. Unter Kōnin „Kanzler zur Rechten“, wegen Mitwisserschaft an der Rebellion des ehem. Kronprinzen Funabe 757 abgesetzt, als Sonderbefehlshaber des Dazai-fu nach Kyushu gesandt wird. Gelangt wegen Krankheit nur bis Ōsaka. 764 wird er rehabilitiert und erneut Kanzler. Fujiwara no Tanetsugu 737–85, Enkel von Fujiwara no Umakai, Spross des Shikike-Astes der Familie, der Hauptbefürworter der Verlegung der Hauptstadt Nagaoka-kyō, und Hauptintendant der neuen Bauten Minister des Amts der Riten Shikibushō, im 3. Hofrang für Kaiser Kammu. Er wird in Nagaoka „in der Inselstraße der Nagaoka-Residenz von dem Toneri Leibgarde Sukune no Wojika und dem Kozumi Hahaki-himaro erschossen.“ 785/12/23; Nihon Ryōiki. Fujiwara no Naramaro war der Sohn der jüngsten Tochter Fuhitos, die Tachibana no Moroe geheiratet hatte.
Sie besetzten alle wichtigen Positionen in der Regierung mit Familienmitgliedern. Im Jahre 884 wird Fujiwara Motosune der erste „bürgerliche“ Herrscher (Kampaku). Von 995, bis zu seinem Tod im Jahr 1028, regiert Fujiwara Michinaga das Land. Er verheiratet seine vier Töchter mit den jeweils aufeinander folgenden Kaisern und sichert so die Macht seiner Familie. Unter der Herrschaft der Fujiwara entwickelt sich eine eigenständige japanische Kultur, die immer weniger vom chinesischen Festland beeinflusst wird. Im dieser Zeit entfaltet sich die klassische Literatur zu voller Blüte. Die Hofdame Murasaki Shikibu veröffentlicht 1010 „Die Abenteuer des Prinzen Genji“ (Genji-monogatari).
Doch unter den Fujiwara nimmt auch die Korruption zu und es bilden sich erste feudale Strukturen.
Um den hohen Steuern zu entkommen, schließen sich etliche Bauern den großen Ländereien adeliger Grundbesitzer an. In den Provinzen bilden sich zum Schutz des feudalen Adels, kleine militärische Gruppen, in denen ein einfacher Krieger, der sich im Kampf gegen andere Clans und Räuberbanden bewährt hat, in den Stand eines Samurai erhoben werden kann.
Der Minamoto-Taira Konflikt
Die bedeutendsten Clans dieser Zeit sind die Minamoto (nach chinesischer Leseart auch Genji genannt) und die Taira (nach chinesischer Leseart auch Heishi genannt).
Der japanische Name Minamoto war ein Ehrenname, den Tennō in der Heian-Zeit 794–1185 ihren Söhnen und Enkeln verliehen, nachdem diese aus dem Kaiserhaus ausschieden und Untertanen des Tennō wurden. Um die kaiserliche Erbfolge zu vereinfachen und die Rivalitäten um den Thron in einem erträglichen Rahmen zu halten, wurden Prinzen, die als Thronfolger nicht in Frage kamen oder in der Erbfolge weit hinten standen, mit einem Nachnamen versehen und zu Untertanen des Tennō gemacht. Die Minamoto wie auch ihre Rivalen, die Taira, waren solche Abkömmlinge der kaiserlichen Dynastie. Der Name Minamoto wurde erstmals vom Saga-tennō vergeben. 814 gab der Tennō seinen nicht erbberechtigten Söhnen den Titel Kabane Minamoto no Ason. Damit hörten sie und ihre Nachfahren auf, Mitglieder der Kaiserlichen Familie zu sein. Auch die Tennō Seiwa, Murakami, Uba und Daigo gaben ihren Söhnen den Namen Minamoto. Diese Erblinien, die von verschiedenen Tennō ausgingen, entwickelten sich jeweils in eigene Clans, die oft als Genji bezeichnet werden. Diese Linien werden nach dem Namen des Kaisers, gefolgt durch Genji gekennzeichnet, also Seiwa Genji, Murakami Genji, Uda Genji und Daigo Genji. Die Minamoto wurden auch als Ganzes als Genji bezeichnet, dies ist nur eine andere Aussprache der Chinesischen Zeichen für Minamoto gen und Familie uji oder ji. Die Minamoto gehörten zusammen mit den Fujiwara, Taira und Tachibana zu den 4 großen Clans, die die japanische Politik in der Heian-Zeit beherrschten. Der bekannteste und mächtigste Zweig der Minamoto waren die Seiwa Genji. Der Protagonist des klassischen japanischen Epos Genji Monogatari, Hikaru Genji, wurde aus politischen Gründen von seinem Vater, dem Tennō, mit dem Namen Minamoto ins Zivilleben und in eine Karriere als kaiserlicher Offizier entlassen.
Die Taira waren neben den Fujiwara, Minamoto und Tachibana eine der vier einflussreichsten Clanfamilien, welche die Politik Japans während der Heian-Zeit dominierten. Nach der sino-japanischen Lesung ihres Namens ist diese Familie auch bekannt unter den Namen Heike und Heishi . Ihr Aufstieg und Fall wurde etwa im 13. oder 14. Jahrhundert. Der Name Taira wurde erstmals im 9. Jahrhundert an Nachfahren des 50. Kaisers Kammu 781–806 verliehen. Da die zahlreichen Nachkommen der Kaiser oftmals keine Ämter am Hofe einnehmen konnten, wurden insbesondere in der Heian-Zeit immer häufiger Prinzen durch Erhalten eines Nachnamens zu Untertanen gemacht und erhielten Land oder Ämter in Provinzen außerhalb der Hauptstadt Heian. Im Laufe der Zeit entstanden aus der ursprünglichen Tairafamilie auch mehrere Nebenzweige, z. B. die Miura, die Hattori oder die Hōjō, sodass Familien sowohl der Taira als auch anderer Klans über ganz Japan verstreut waren. Häufig benannten sich diese Zweigfamilien nach der Region, in der sie Land besaßen, z. B. die Ise-TUm ihren Landbesitz gegen Nachbarn zu verteidigen, bauten die Abkömmlinge des Kaisers in den Provinzen private Armeen auf. So entwickelten sich die Taira, ähnlich wie die Minamoto, bald zu Krieger-Mächten, deren militärische Kraft auch des Öfteren vom Kaiserhof in Anspruch genommen wurde, um Rebellionen gegen die Regierung zu unterdrücken. Die Taira dienten am Hof aber nicht nur den dominierenden und insgeheim regierenden Fujiwara. Ab Anfang des 11. Jahrhunderts bildeten die Ise-Taira eine Streitkraft für die im Kloster lebenden Ex-Kaiser, deren Ziel es war, den politischen Einfluss der Fujiwara am Hof zu verringern. Es gab auch von frühester Zeit an Clanmitglieder, die ihre Macht gegen den Staat einsetzten und selbst Rebellionen anstachelten, z. B. die Rebellion des Taira no Masakado im Jahr 939. Mit dem Ziel einen zweiten Hof zu etablieren besetzte er das Provinzialamt in Hitachi, riss so die Herrschaft über die Provinzen in der Kantō-Gegend an sich und ließ sich als neuen Herrscher des Landes verkünden. Nach nur kurzer Zeit wurde seine Rebellion aber vom Heer Taira no Sadamoris und Fujiwara Hidesatos im Auftrag des Hofes in Heian niedergeschlagen und Masakado getötet. Der Machtanspruch des Kriegeradels gegenüber dem kampfunfähigen Hofadel zeichnete sich bereits zur Zeit Masakados ab, aber der endgültige Triumph und Aufstieg folgte erst 200 Jahre später unter der Führung von Taira no Kiyomori. aira. Der größte Landbesitz in Händen der Taira konzentrierte sich im Osten Japans.
Der Kuge-Klan der Tachibana war eine einflussreiche Familie am Kaiserhof der Nara-Zeit. Sie wurden von den Fujiwara verdrängt. Bereits in der Frühzeit trugen einige Mitglieder des Kaiserhauses den Namen Tachibana. Der Name kommt vom japanischen Apfelsinenbaum, der auch in der Thronbesteigungszeremonie eine Rolle spielt. Der Name Tachibana wurde Agata-no-Inukai no Michiyo von Gemmei-tennō 708 verliehen. Sie war die Frau des kaiserlichen Prinzen Minu, Nachfahre des Bidatsu-tennō und Mutter der Prinzen Katsuragi und Sai. Sie heiratete später Fujiwara no Fuhito. Den Prinzen Katsuragi und Sai wurde 736 der Familienname Tachibana gegeben, wodurch sie aus der kaiserlichen Familie ausschieden. Aus der Familie stammen die in China 804-6 studierenden Tachibana no Hayanari und der später als Gründer des japanischen esoterischen Buddhismus auftretende Kūkai. Tachibana no Hayanari 778-842. Nach seiner Rückkehr aus China, Gouverneur von Tajima. Bei Hofe war er der direkte Gegenspieler Fujiwara no Yoshifusas, der das Regentensystem etablierte. Er wurde von diesem verleumdet und 843, im Alter von 60 Jahren in die Verbannung geschickt, wo er nach fünf Jahren stirbt. Bekannt ist er als Poet und Kalligraph. Er gilt als einer der Sampitsu, sein bedeutendstes Werk ist das Ito Naishinnō Ganmon. Die Tachibana, deren Mitglieder auch immer Positionen im Staatsrat innehatten, waren während der frühen Heian-Zeit laufend in Machtkämpfe mit den Fujiwara verwickelt, was gelegentlich auch zu bewaffneten Auseinandersetzungen führte. So z. B. der Aufstand Fujiwara no Sumitomos 939-941. Zwar wurde diese Rebellion unterdrückt, jedoch verloren dabei die Tachibana ihren Einfluss bei Hofe; der Klan selbst wurde, zerteilt in vier Linien, in verschiedene Richtungen hin verstreut.
Tachibana no Kimiyori 877-941, der Verfolger Fujiwara no Sumitomos, wurde nach Kyūshū ausgewiesen. Er blieb dort und wurde Repräsentant des kaiserlichen Hofes. Nach ihm bzw. seinen Nachfahren ist die Tachibana-Burg benannt, aus der die Samurai-Familie entstammt, deren Aufstieg im 14. Jahrhundert begann. Ein weiterer Zweig entstand in der Provinz Iyo. Deren Ahnherr war Tachibana Tōyasu. Kusunoki Masashige, ein kaiserlicher General im 14. Jahrhundert und „Schutzpatron“ der Kamikaze-Piloten, stammt aus dieser Linie.
1155 kommt es zu Unstimmigkeiten in der Frage der Thronfolge. Am Hof leben zwei ehemalige Kaiser und der Kind-Kaiser Konoe. Als Konoe vergiftet wird, unterstützt der Fujiwara-Clan den ehemaligen Kaiser Sotoku. Sein Vater, der ehemalige Kaiser Toba, fordert aber, dass sein anderer Sohn, Go-Shirakawa, neuer Kaiser wird. Nachdem Toba im Jahre 1156 stirbt, rufen beide Kaiser ihre Anhänger in die Hauptstadt.
Der Minamoto-Clan, der Sotoku die Treue hält und die Taira, die zu Go-Shirakawa halten, zerstreiten sich in der Frage der Thronfolge endgültig.
Ein Krieg ist nun unvermeidbar.
Der Minamoto-Clan und Sotukus Gefolgsleute müssen in der Schlacht von Hogen eine empfindliche Niederlage einstecken. Von nun an gelingt es dem Taira-Clan, seine Macht am Kaiserhof auszubauen. Kaiser Go-Shirakawa dankt zu Gunsten seines Sohnes Nijo ab. Taira-Führer, Kiyomori, ernennt sich selbst zum obersten Minister und führt die Politik der Fujiwara fort. Er verheiratet seine Tochter mit dem Prinzen und erklärt die Konkubinen des Kaisers zu Angehörigen seiner Familie. Die am Hofe lebenden Minamoto sinnen auf Rache.
Zeittafel
710 bis 794
NARA-PERIODE
Taika-Reform; Einrichtung eines zentralistischen Beamtenstaates nach chinesischem Vorbild; Nara wird Hauptstadt
794 bis 1185
HEIAN-PERIODE
Heiankyo (das spätere Kyōto) wird Hauptstadt
805/806 – Machtergreifung durch die Familie Fujiwara
Gegen Ende des 9.Jahrhunderts bringt die Korruption in den Provinzen und der dekadente
Lebensstil am kaiserlichen Hofe das Land an den Rand der finanziellen Ruins
ab 1028 – mit dem Tod von Fujiwara no Michinaga verfällt die Macht der Fujiwara
1035 – bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen den buddhistischen
Tempeln Todai und Kofuku
1159/1160 – die Taira erringen einige Siege über die Minamoto und steigen zur
mächtigsten Adelsfamilie auf
3.Teil Die Gempei Kriege, das Bakufu und der Aufstieg des Kamakura Shogun demnächst…
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