Die japanische 5S Methodik
Die 5S-Arbeitsgestaltung, im deutschen Sprachraum auch 5A genannt, ist eine hauptsächlich in der Produktionsindustrie und zunehmend bei Dienstleistungen angewandte Methodik, wobei der Begriff für exakt definierte Maßnahmen steht. Es ist eine Idee aus dem japanischen Toyota-Produktionssystem. 5S dient als Instrument, um Arbeitsplätze und ihr Umfeld sicher, sauber und übersichtlich zu gestalten. Ordnung und Sauberkeit sind Grundvoraussetzungen zur Verbesserung der Arbeitsprozesse, welche an ihnen ablaufen. Man geht davon aus, dass dadurch auch das Risiko von Arbeitsunfällen sinkt.
Ziel eines 5S-Programmes ist es, die Arbeitsplätze so zu gestalten, dass die Arbeit störungsfrei ablaufen kann, Suchen ebenso wie lange Transportwege und Wartezeiten vermieden werden und dadurch verschwendungsfrei gearbeitet werden kann. Ein sauberes und ordentliches Arbeitsumfeld gilt zudem als Grundlage für Qualitätsarbeit.
Als methodisches Werkzeug kann 5S in allen Bereichen einer Organisation angewendet werden, sowohl in der Produktion als auch in Dienstleistung und Verwaltung bis hin zur Datenablage und IT. Die direkte Einbeziehung der betroffenen Mitarbeiter (Mitarbeiterpartizipation) erleichtert das Auffinden von Schwachstellen und das Umsetzen von Verbesserungen. Ein wesentliches Prinzip der Methode ist, die entwickelten Standards an den Arbeitsplätzen sichtbar zu machen. So können Abweichungen auch von Außenstehenden und Vorgesetzten schneller erkannt werden.
Im Deutschen bemüht man sich zumeist um Übersetzungen, die den Anfangsbuchstaben „S“ der ursprünglichen japanischen Bezeichnungen beibehalten. Es sind verschiedene Versionen im Umlauf.
Die „5S“ kann man ins Deutsche übertragen mit:
Seiri
Sortiere aus. Alles was für die Arbeit an diesem Platz nicht benötigt wird, wird aussortiert.
Seiton
Stelle ordentlich hin. Was tatsächlich gebraucht wird, bekommt einen unter ergonomischen Gesichtspunkten ausgesuchten, definierten und gekennzeichneten festen Platz.
Seiso
Säubere. Jeder reinigt seinen Arbeitsplatz und seine Arbeitsutensilien selbst. Dabei werden Mängel erkannt, markiert und stetig abgearbeitet. Die Reinigung dient dem Prüfen.
Seiketsu
Standardisiere. Das bedeutet Verwendung von einheitlichen Kennzeichnungen, Beschriftungen und Markierungen am gesamten Arbeitsplatz zu jeder Zeit. Stetiges Aufräumen verhindert, dass neue Gegenstände ungeplanten Zugang zum Arbeitsplatz finden.
Shitsuke
Selbstdisziplin und ständige Verbesserung (Kaizen). Damit Ordnung und Sauberkeit aufrechterhalten werden, ist Disziplin erforderlich. Ist eine Stellfläche für ein Werkzeug definiert, gehört es auch immer dahin. Es werden regelmäßige Kontrollen durchgeführt und Abweichungen notiert. Festgestellte Abweichungen müssen beseitigt werden.
Manche Transkriptionen gehen auf das „A“. Deswegen ist das Konzept auch als „5A“ bekannt. Eine Schreibweise der 5A-Methode ist:
- Aussortieren
- Aufräumen (Arbeitsmittel ergonomisch anordnen)
- Arbeitsplatzsauberkeit
- Anordnung zur Regel machen
- Alle Punkte einhalten und verbessern
Erhöhte Effizienz: Durch einen gut organisierten und sauberen Arbeitsplatz wird weniger Zeit für die Suche nach Werkzeugen oder Materialien verschwendet. Verbesserte Qualität: Die Ordnung und Standardisierung helfen dabei, Fehler zu minimieren und die Arbeitsqualität zu steigern. Höhere Sicherheit: Ein aufgeräumter Arbeitsplatz reduziert das Risiko von Unfällen und Verletzungen. Motivation der Mitarbeiter: Ein sauberer und strukturierter Arbeitsplatz trägt zu einer positiven Arbeitsatmosphäre bei, die die Motivation und Zufriedenheit der Mitarbeiter fördert.
Umsetzung der 5S-Methode
Die Implementierung der 5S-Methode erfolgt oft in mehreren Schritten, beginnend mit Workshops oder Schulungen, um das Konzept zu verstehen. Es ist wichtig, alle Mitarbeiter einzubeziehen, um ein gemeinsames Verständnis und Engagement zu fördern. Regelmäßige Audits und Feedback-Runden stellen sicher, dass die Standards eingehalten und kontinuierlich verbessert werden.
5S Methodik und die traditionelle japanische Kampfkunst
Die 5S-Methode und Kampfkünste mögen auf den ersten Blick unterschiedlich erscheinen, weisen jedoch interessante Parallelen auf, insbesondere in ihrer Herangehensweise an Disziplin, Ordnung und kontinuierliche Verbesserung. Hier sind einige Verbindungen zwischen den beiden:
- Disziplin und Selbstkontrolle:
5S: Die 5S-Methode (Sortieren, Systematisieren, Säubern, Standardisieren, und Selbstdisziplin) fördert Disziplin am Arbeitsplatz und stellt sicher, dass jeder seinen Beitrag zur Ordnung leistet.
Kampfkunst: Kampfkünste legen großen Wert auf Selbstkontrolle, Disziplin und die ständige Verbesserung des Geistes und Körpers durch regelmäßiges Training und die Einhaltung von Regeln und Prinzipien.
- Ordnung und Effizienz:
5S: Der Ansatz hilft dabei, eine effiziente Umgebung zu schaffen, in der alles seinen Platz hat, wodurch die Produktivität und die Qualität der Arbeit verbessert werden.
Kampfkunst: Ordnung und strukturierte Bewegungsabläufe sind essenziell, um Techniken präzise und effektiv auszuführen. Auch die Haltung und die Bewegungsabfolge sind stark reglementiert, um Energieverschwendung zu vermeiden.
- Ständige Verbesserung (Kaizen):
5S: Das Ziel der 5S ist es, ständig kleine Verbesserungen vorzunehmen, um Prozesse zu optimieren und Verschwendung zu vermeiden.
Kampfkunst: Im Training geht es darum, Fähigkeiten stetig zu verfeinern und neue Techniken zu erlernen. Dieser kontinuierliche Verbesserungsprozess (Kaizen) ist ein Kernprinzip in vielen Kampfsportarten.
- Achtsamkeit und Präsenz:
5S: Die Methode erfordert, sich der Umgebung bewusst zu sein, Unordnung zu erkennen und sie zu beseitigen. Dies fördert ein achtsames Arbeiten und schärft das Bewusstsein für Details.
Kampfkunst: Achtsamkeit ist unerlässlich, um Bewegungen korrekt auszuführen und auf die Aktionen des Gegners zu reagieren. Präsenz im Moment verbessert sowohl die defensive als auch die offensive Reaktion.
- Standardisierung und Rituale:
5S: Das Standardisieren ist notwendig, um konsistente und nachhaltige Ergebnisse zu erzielen. Regeln und Abläufe sorgen dafür, dass Prozesse eingehalten werden.
Kampfkunst: Die Durchführung von Techniken in einer bestimmten Reihenfolge und das Befolgen traditioneller Rituale sind charakteristisch für viele Kampfkünste. Diese Standardisierung hilft, Wissen zu bewahren und die Lehre zu strukturieren.
Zusammengefasst fördern sowohl 5S als auch Kampfkünste Werte wie Disziplin, kontinuierliche Verbesserung, Achtsamkeit und eine klar strukturierte Umgebung. Beide Ansätze können daher einander inspirieren und sich gegenseitig bereichern, sei es bei der Entwicklung einer effektiven Arbeitskultur oder beim Streben nach persönlicher Weiterentwicklung.