(Natur)Religionen Japans

(Natur)Religion Japans

1.Teil der Nebenberichte zu Mythen und Geschichte Japans…

*Japan und seine (Natur)Religion Shintoismus und Buddhismus* Shintoismus ist die indigene Religion Japans, die tief mit der Kultur und Geschichte des Landes verwoben ist. Er basiert auf der Verehrung von Kami, die als Geister oder göttliche Wesen verstanden werden, die in der Natur, Objekten und Ahnen existieren. Hier ist ein Überblick über die Geschichte des Shintoismus.

Die Ursprünge des Shintoismus lassen sich bis in die prähistorische Zeit Japans zurückverfolgen, lange bevor schriftliche Aufzeichnungen existierten. Er entwickelte sich aus den Natur- und Ahnenkulten der frühesten Bewohner der japanischen Inseln.

Klassische Periode (6. bis 8. Jahrhundert). Der Shintoismus wurde im Laufe der Zeit mit dem Aufkommen des Buddhismus in Japan beeinflusst, der im 6. Jahrhundert eingeführt wurde. Während der Nara- und Heian-Perioden (710–1185) begannen sich Shinto- und buddhistische Praktiken zu vermischen, was zu einer synkretistischen religiösen Kultur führte, die als „Shinbutsu-shūgō“ bekannt ist.

Im Mittelalter (12. bis 16. Jahrhundert) gab während dieser Zeit  es weiterhin eine enge Verbindung zwischen Shintoismus und Buddhismus. Der Shintoismus blieb eine Volksreligion, die sich auf lokale Schreine konzentrierte, während der Buddhismus oft mit dem kaiserlichen Hof und der Aristokratie verbunden war.

In der Edo-Periode (1603–1868) wuchs in dieser Zeit das Interesse an der Wiederbelebung einer eigenständigen nationalen Identität. Die Lehre von „Kokugaku“ (Nationale Studien) förderte die Erforschung und Betonung der einheimischen Shinto-Traditionen, losgelöst von buddhistischen Einflüssen.

Mit der Meiji-Restauration (1868–1912) wurde der Shintoismus zur Staatsreligion, um die nationale Identität zu stärken und die Loyalität gegenüber dem Kaiser zu fördern. Der Staatsschintoismus (Kokka Shinto) entstand, und viele buddhistische Elemente wurden entfernt. Schreine wurden staatlich kontrolliert, und der Shintoismus wurde als eine Form der patriotischen Praxis etabliert.

Nach dem Zweiten Weltkrieg, nach Japans Niederlage, verbot die alliierte Besatzungsmacht den Staatsschintoismus, um eine Trennung von Religion und Staat zu gewährleisten. Der Shintoismus entwickelte sich wieder zu einer eher spirituellen und kulturellen Praxis, die unabhängig vom Staat ist. Er wird heute hauptsächlich als eine Religion der Rituale und Feste praktiziert und spielt eine wichtige Rolle im sozialen und kulturellen Leben Japans.

Heute ist der Shintoismus keine exklusive Religion, weshalb viele Japaner ihn neben dem Buddhismus praktizieren. Shinto-Rituale sind vor allem bei Festen, Hochzeiten und Zeremonien zur Verehrung der Ahnen und Naturkräfte bedeutend.

Auch gibt es verschiedene Strömungen und Richtungen innerhalb des Shintoismus in Japan.

Jinja-Shinto (Schrein-Shinto). Dies ist die verbreitetste Form des Shintoismus und bezieht sich auf die Rituale und Praktiken, die in Schreinen stattfinden. Es ist die traditionelle Form, die sich um die Verehrung der Kami und öffentliche Zeremonien dreht.

Kokka-Shinto (Staats-Shinto). Diese Form war in der Meiji-Zeit (1868–1945) weit verbreitet und diente zur Stärkung der nationalen Identität und Loyalität gegenüber dem Kaiser. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Staats-Shinto durch die Besatzungsbehörden abgeschafft, um die Trennung von Religion und Staat sicherzustellen.

Kyoha-Shinto (Sekten-Shinto): Diese Form besteht aus verschiedenen religiösen Gruppen und Sekten, die unterschiedliche Glaubenslehren und Rituale haben. Einige prominente Beispiele sind.

Tenrikyo: Eine religiöse Bewegung, die im 19. Jahrhundert entstand und ihre eigenen Vorstellungen von göttlicher Offenbarung und Heilung vertritt.

Kurozumikyo, Konkokyo und Ontake-kyo sind weitere Sekten, die spezielle Lehren und Praktiken haben.

Folk-Shinto (Volks-Shinto). Dies umfasst lokale, regionale Bräuche und Praktiken, die sich oft von Dorf zu Dorf unterscheiden. Es wird informell und ohne eine feste Organisation praktiziert und umfasst oft die Verehrung lokaler Kami und die Einhaltung von traditionellen Festen und Ritualen.

Shugendo. Obwohl Shugendo eine Mischung aus Shinto, Buddhismus und Taoismus ist, wird es manchmal als eine Variante des Shintoismus betrachtet. Es betont asketische Praktiken in der Natur zur spirituellen Erleuchtung.

Jede dieser Strömungen hat ihre eigenen spezifischen Praktiken, Glaubensvorstellungen und Bräuche, die oft in den lokalen oder historischen Kontext eingebettet sind.

Der Buddhismus kam im 6. Jahrhundert nach Japan und hat seitdem eine tiefgreifende und nachhaltige Wirkung auf die japanische Kultur und Gesellschaft gehabt. Hier ist eine Übersicht über die Geschichte des Buddhismus in Japan.

Der Buddhismus wurde um 538 n. Chr. oder 552 n. Chr. (je nach Quelle) durch Gesandte des koreanischen Königreichs Baekje in Japan eingeführt. Er wurde zunächst am Kaiserhof als Religion aufgenommen, die zusätzlich zu den bestehenden shintoistischen Praktiken eine neue Form der Verehrung und spirituellen Lehren bot. Anfangs war die Annahme des Buddhismus umstritten, da er mit der einheimischen Religion Shinto konkurrierte. Die Soga-Familie, eine mächtige Adelsfamilie, unterstützte jedoch die neue Religion und setzte sich schließlich gegen andere Adelsfamilien durch, die dagegen waren.

In der Nara-Zeit (710–794)

erlebte der Buddhismus eine Phase des Wachstums und der Konsolidierung. Der Kaiserhof förderte den Bau bedeutender Tempel, darunter der berühmte Todai-ji-Tempel in Nara, in dem die große Buddhastatue (Daibutsu) errichtet wurde. Während dieser Zeit wurden die Sechs Schulen des Nara-Buddhismus eingeführt, die sich auf die Philosophie und Lehren des Mahayana-Buddhismus konzentrierten.

In der Heian-Zeit (794–1185)

entwickelte sich der Buddhismus weiter, wobei neue Schulen eingeführt wurden. Zwei bedeutende buddhistische Strömungen, die in dieser Zeit entstanden, waren.

Tendai, diese Schule wurde von Saicho gegründet und basiert auf den Lehren des chinesischen Tiantai-Buddhismus. Sie betonte die Lotos-Sutra als zentrale Schrift und legte großen Wert auf Meditation und ethisches Verhalten.

Shingon, diese Schule wurde von Kukai (auch Kobo Daishi genannt) gegründet und repräsentiert den esoterischen Buddhismus. Shingon betonte Rituale, Mantras und mystische Praktiken zur Erlangung spiritueller Erleuchtung.

Die Kamakura-Zeit (1185–1333)

war eine Zeit sozialer und politischer Umwälzungen, in der der Buddhismus unter den einfachen Leuten populärer wurde. Neue Schulen des Buddhismus, die sich auf einfache und zugängliche Praktiken konzentrierten, wurden gegründet:

Jodo-Shu (Reine-Land-Schule). Gegründet von Honen, legte diese Schule den Fokus auf die Anrufung des Buddha Amida durch das Rezitieren des Nembutsu (Namu Amida Butsu), um ins Reine Land (Paradies) zu gelangen.

Jodo Shinshu (Wahre Reine-Land-Schule). Eine Abspaltung von Jodo-Shu, gegründet von Shinran. Diese Schule betonte die Abhängigkeit von Amidas Gnade allein für die Errettung.

Nichiren-Buddhismus. Gegründet von Nichiren, der lehrte, dass die Lotos-Sutra die höchste buddhistische Schrift sei. Er setzte sich stark für die Praxis des Rezitierens des Mantras „Nam Myoho Renge Kyo“ ein.

Zen-Buddhismus: Wurde durch die Schulen Rinzai und Soto eingeführt. Zen betonte Meditation (Zazen) und direkte Einsicht, um Erleuchtung zu erlangen. Rinzai, eingeführt von Eisai, betonte die plötzliche Erleuchtung, während Soto, von Dogen eingeführt, die allmähliche Praxis des Sitzens betonte.

Während der Muromachi-Zeit bis Edo-Zeit (1336–1868) florierte insbesondere der Zen-Buddhismus und beeinflusste die Kultur stark, darunter die Teezeremonie, Gartenkunst und Kalligrafie. In der Edo-Zeit wurde der Buddhismus unter staatlicher Kontrolle gehalten, um die Bevölkerung zu organisieren und zu überwachen. Alle Japaner mussten in einem Tempel registriert sein, was zur Verbreitung des Buddhismus führte, aber auch seine Verwässerung zur Folge hatte.

Mit der Meiji-Zeit und Modernisierung (1868–1912) kam eine Phase wo der Shintoismus zur staatlichen Religion wurde und der Buddhismus aufgrund seiner Assoziation mit der alten Ordnung teilweise unterdrückt wurde. Viele Tempel wurden geschlossen oder zerstört, und der Buddhismus verlor vorübergehend an Einfluss.

  1. Jahrhundert bis heute

Im 20. Jahrhundert erlebte der Buddhismus eine Wiederbelebung und Modernisierung. Verschiedene Schulen und neue buddhistische Bewegungen wie Soka Gakkai, die aus der Nichiren-Tradition hervorging, gewannen an Popularität. Heute ist der Buddhismus in Japan in vielen Formen präsent und koexistiert mit dem Shintoismus, wobei viele Japaner Elemente beider Religionen in ihrem Leben kombinieren.

Die Geschichte des Buddhismus in Japan zeigt seine Anpassungsfähigkeit und den Einfluss auf die Kultur, Kunst und Philosophie des Landes über viele Jahrhunderte hinweg.

Innerhalb des japanischen Buddhismus gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Schulen und Traditionen, die sich in ihren Lehren, Praktiken und spirituellen Zielen unterscheiden. Hier sind einige der wichtigsten Unterschiede.

Philosophische Ausrichtungen

Zen-Buddhismus. Zen legt den Fokus auf Meditation (Zazen) und das direkte Erleben von Erleuchtung, ohne sich auf Schriften oder Rituale zu verlassen. Es gibt zwei Hauptzweige. Rinzai, der plötzliche Erleuchtung durch Meditation und Koans betont, und Soto, der die Praxis des stillen Sitzens und die allmähliche Erleuchtung bevorzugt. Nichiren-Buddhismus basiert auf der Lotos-Sutra, die als höchste buddhistische Schrift betrachtet wird. Der zentrale Praxisaspekt ist das Rezitieren des Mantras „Nam Myoho Renge Kyo“, um innere Transformation und äußeres Glück zu fördern.

Reine-Land-Buddhismus (Jodo-Shu und Jodo Shinshu). Diese Traditionen betonen die Hingabe an Amida Buddha und das Rezitieren des Nembutsu („Namu Amida Butsu“), um im Reinen Land (einem Paradies) wiedergeboren zu werden. Jodo Shinshu, gegründet von Shinran, hebt die vollständige Abhängigkeit von Amidas Gnade hervor und verzichtet weitgehend auf eigene Anstrengungen zur Erleuchtung.

Rituale und Praktiken

Shingon Buddismus ist eine esoterische Tradition, die komplexe Rituale, Mantras und Mandalas einsetzt. Es betont die direkte spirituelle Erfahrung durch geheime Lehren, die von einem Meister (Guru) weitergegeben werden.

Tendai-Buddhismus. Die Tendai-Schule praktiziert eine Vielzahl von Methoden, darunter Meditation, Rezitation von Sutras und Rituale. Sie strebt nach einer allumfassenden Sicht auf die Lehren Buddhas und integriert verschiedene Praktiken.

Zen-Buddhismus: Zen verzichtet weitgehend auf aufwändige Rituale und fokussiert sich auf Zazen und den Gebrauch von Koans (paradoxe Fragen) zur Förderung der intuitiven Einsicht.

Spirituelle Ziele

Zen-Buddhismus. Ziel ist es, Satori (plötzliche Erleuchtung) oder Kensho (erste Erkenntnis des wahren Wesens) zu erreichen. Der Weg dorthin wird durch strenge Meditation und Selbstdisziplin geebnet.

Reine-Land-Buddhismus: Das spirituelle Ziel ist es, nach dem Tod im Reinen Land wiedergeboren zu werden, wo es einfacher ist, die Erleuchtung zu erlangen.

Nichiren-Buddhismus: Das Ziel ist Kosen-rufu, die Verbreitung des Friedens und Glücks in der Welt durch die Verbreitung der Lotos-Sutra-Lehre und das individuelle Glück jedes Praktizierenden.

Shingon-Buddhismus. Das ultimative Ziel ist die Erleuchtung zu Lebzeiten durch die geheimen esoterischen Praktiken.

Zugang und Popularität

Reine-Land-Buddhismus ist bei der allgemeinen Bevölkerung beliebt, da er einen einfachen Zugang zur Lehre bietet und keine komplexen Meditationstechniken erfordert.

Zen-Buddhismus hat einen gewissen Elite-Charakter und ist oft mit Samurai und der Kriegsklasse verbunden, was zu seiner Beliebtheit unter Intellektuellen und Künstlern beitrug.

Nichiren-Buddhismus hat durch Bewegungen wie die Soka Gakkai, die sich auch sozial und politisch engagiert, viele Anhänger gewonnen.

Integration mit Shinto

Viele buddhistische Schulen haben sich im Laufe der Jahrhunderte mit Shinto-Praktiken vermischt, insbesondere während der Heian- und Kamakura-Zeit. Diese Mischung zeigt sich beispielsweise in der gemeinsamen Nutzung von Schreinen und Tempeln und der gegenseitigen Anerkennung von Kami und Buddhas.

Jede dieser Schulen bietet eine eigene Interpretation des Pfades zur Erleuchtung und legt unterschiedliche Schwerpunkte in der Praxis. Das macht den Buddhismus in Japan zu einer vielfältigen und facettenreichen religiösen Landschaft.

Die Christlichen Religionen spielten ab den 14./18.Jahrhundert noch eine andere Rolle die wir in einem anderen Bericht beleuchten.

Bleibt Neugierig und fasziniert…