Shodo

Shodo, die japanische Kalligraphie
und die Entwicklung der japanischen Schrift
Um mehr von der Schreibkunst zu verstehen, sollten wir zuerst einen Blick auf die Geschichte der japanischen Schrift werfen. Die japanischen Schriftzeichen, entwickelten sich aus der chinesischen Schrift, die im 4. Jahrhundert von koreanischen Hofschreibern in Japan eingeführt wurde. Dadurch wurden auch viele chinesische und koreanische Begriffe in die japanische Sprache integriert.
Japanisch ist allerdings eine weitgehend eigenständige Sprache, die mit keiner anderen direkt verwandt ist. Ob die japanische Sprache, mit der tungusischen Sprach-Familie, sowie der mongolischen Familie, dem Koreanischen, den Ryukyu-Sprachen und der türkischen Sprach-Familie, gemeinsame Wurzeln hat, ist bis heute nicht eindeutig geklärt.
Aus den chinesischen Schriftzeichen, den „Kanji“, die im Grunde Ideogramme, also stark vereinfachte bildliche Darstellungen sind, entwickelten sich in Japan einfachere Silbenalphabete, die Kana. Diese Silbenalphabete sind unterteilt in Hiranaga mit 48 Zeichen und Katakana mit 47 Zeichen.
Alte Schriftzeichen
Um das Jahr 760 erschien die erste Sammlung japanischer Poesie (Manyoshu), für die man die ins Japanische übertragenen chinesischen Zeichen als Lautschrift, also entsprechend ihrer Aussprache, benutzte. Diese Schreibart bezeichnete man als Manyogana. Die Hentaigana sind alte, praktisch kaum noch verwendete Schriftzeichen. Wie die Hiranaga entstanden sie aus den Grasschriftformen der Manyōgana. Durch den bedeutenden buddhistischen Mönch Kukai (774 – 835) wurde die Entwicklung einer eigenständigen japanischen Schrift vorangetrieben.
Die ursprüngliche chinesische Schrift bestand aus etwa 50 000 Zeichen, wovon aber für den Alltagsgebrauch 3000 bis 4000 ausreichten. Nach der chinesischen Schriftreform im Jahre 1956, wurden 500 Zeichen vereinfacht und über 1000 unterschiedliche Schreibweisen bestimmter Zeichen abgeschafft. Chinesische Kinder lernen in den ersten 6 Schuljahren 3000 Zeichen.
In Japan legte man die Anzahl der allgemein gebräuchlichen Schriftzeichen nach 1945 auf 1.850 und 1981 auf 1.945 Kanji fest. Für japanische Eigennamen sind etwa 580 sogenannte Jinmeiyo Kanji in Gebrauch. Japaner mit höherer Bildung beherrschen 2500 bis 3000 Kanji, mitunter sogar bis zu 5000. Viele Worte haben unterschiedliche Schreibweisen, ebenso haben viele Kanji zwei oder mehr unterschiedliche Lesungen. Bestimmte, seltenere Kanji werden mit den entsprechenden Hiranaga-Zeichen ergänzt. Diese, in der senkrechten Schreibweise rechts neben den Kanji, kleiner abgedruckten Hiranaga, werden Furigana genannt.
Es kommt sogar vor, dass während eines Gesprächs, das Schriftzeichen mit dem Finger in der Handfläche angedeutet wird, und mögliche Missverständnisse zu vermeiden. Die japanische Schrift, die zu den kompliziertesten Schriftsystemen der Welt gehört, ist heute eine Mischung aus Kanji, Hiranaga, Katakana und dem aus lateinischen Buchstaben bestehenden Romanji.
Die traditionelle Schreibrichtung ist von oben nach unten. Diese senkrechten Zeilen werden von rechts nach links aneinandergereiht. Manga-Comix und andere japanische Bücher werden demnach
von hinten nach vorne gelesen. Texte, in denen viele Romanji vorkommen, werden meist in horizontalen Zeilen von links nach rechts abgedruckt. Zeitungen verwenden, je nach Thema, sogar beide Schreibrichtungen.
Die buddhistischen Klöster hatten seit der Nara-Periode eigene Schreibstuben, in denen vor allem Sutra-Rollen angefertigt wurden. Zu dieser Zeit war es dem einfachen Volk, noch nicht einmal erlaubt zu schreiben.
Das Schreiben entwickelte sich im Lauf der Zeit zu einer angesehenen Kunst. Besonders Mitglieder des kaiserlichen Hofes und des Schwertadels ließen sich von Kalligraphie-Meistern in der Schreibkunst unterrichten. Im 16. Jahrhundert gründeten viele Meister eigene Kalligraphieschulen.
Schriftzeichen haben in Japan, China und anderen ostasiatischen Ländern, teilweise eine tiefe innere Bedeutung. Von bestimmten Zeichen geht eine starke spirituelle oder gar magische Kraft aus. So ist es zum Beispiel bei den O-Fuda oder Gofu, schlichten Papierstreifen oder Holztäfelchen auf denen magische Formeln, Schutz oder Bann-Sprüche aufgeschrieben sind.
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Euer Ken Tsuru Dojo e.V. In Fürth